5 Fragen an Albert Zeller, CEO der RC Tritec AG

Sichtbarkeit ist essenziell für Erfolg in der Arbeitswelt. Wer gesehen wird, wer für seine Leistungen wahrgenommen wird, hat bessere Chancen auf Karriere, mehr Anerkennung und Einfluss. Doch Sichtbarkeit ist mehr als nur Präsenz – sie bedeutet, den richtigen Eindruck zu hinterlassen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und langfristig in Erinnerung zu bleiben.

Unsere Interviews machen regelmässig Fach- und Führungskräfte, ihre Unternehmen und Branchen sichtbar – indem sie zeigen, welche Menschen und Strategien hinter Innovationen und Erfolgen stehen. Ein Unternehmen, das sich auf Sichtbarkeit spezialisiert hat, ist die RC Tritec AG. Sie sorgt seit über 90 Jahren dafür, dass Dinge ohne Strom sichtbar werden – wortwörtlich.

Was einst mit radioaktiven Leuchtfarben begann, hat sich zu hochpräzisen Pigmenten für die Schweizer Uhrenindustrie und innovativen Anwendungen in der Pharmaforschung entwickelt. Sichtbarkeit bedeutet nicht nur Ästhetik, sondern auch Funktion: Tritium hilft der Pharmaindustrie beispielsweise, Medikamente zu markieren und so deren Wirkung besser zu verstehen. „Unser Ziel ist es, das Unsichtbare sichtbar zu machen – sei es auf einem Zifferblatt oder in einem pharmazeutischen Labor“, sagt Albert Zeller, CEO der RC Tritec AG.

Albert Zeller wuchs im Familienbetrieb im Appenzellerland auf und bekam früh Einblicke in die Führung eines spezialisierten Unternehmens. Schon als Schüler half er im Betrieb mit, bevor er Wirtschaftschemie an der Universität Zürich studierte, sich zum Strahlenschutzexperten ausbilden liess und eine Weiterbildung im KMU-Management an der HSG absolvierte. Seit 2017 leitet er das Unternehmen in vierter Generation und führt es konsequent weiter – mit einem Gespür für Tradition und Innovation zugleich. „Wir haben uns während mehr als 90 Jahren in einer hochspezialisierten Nische etabliert, aber Stillstand gibt es für uns nicht. Gerade in kleinen Märkten muss man immer wieder neue Anwendungen finden, um langfristig relevant zu bleiben.“

Hinter dieser Innovationskraft steht ein kleines, hochspezialisiertes Team. 28 Mitarbeitende arbeiten bei RC Tritec – darunter Chemiker:innen, Laborant:innen, kaufmännische Fachkräfte, Controller und Expert:innen für Qualitätskontrolle. Der Betrieb lebt von Know-how, aber auch von Quereinsteiger:innen, die mit frischen Perspektiven neue Impulse setzen „Wir lernen von unseren Kunden und entwickeln uns mit ihnen weiter. Durch unsere langjährigen Beziehungen wissen wir, wohin sich der Markt bewegt. Wir liefern nicht nur Rohmaterialien, sondern arbeiten partnerschaftlich an Prototypen und bieten Anwendungsberatung – ein Ansatz, der weit über reine Serienproduktion hinausgeht“, so Albert Zeller.

Wie er RC Tritec erfolgreich in die Zukunft führt, warum es entscheidend ist, junge Menschen für Naturwissenschaften zu begeistern, und weshalb Zuhören eine der wichtigsten Führungsqualitäten ist – darüber spricht Albert Zeller in diesem Interview.

Herr Zeller, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Als Jugendlicher träumte ich von einer Karriere als Snowboard-Profi – doch dafür reichte das Talent am Ende nicht ganz aus. Später begeisterte mich die Idee, Gymnasiallehrer für Naturwissenschaften zu werden. Ich glaube, der erste Lehrer in einem Fach entscheidet oft darüber, ob man sich ein Leben lang dafür interessiert oder nicht.
Ich hatte das Glück, einen sehr motivierenden Lehrer zu haben, der meine Begeisterung für Naturwissenschaften weckte. Doch das ist nicht selbstverständlich – ich kenne viele, die genau das Gegenteil erlebt haben. Dabei ist es so faszinierend: Mit Naturwissenschaften kann man sich die ganze Welt erklären. Ich sehe es als eine grosse Herausforderung für alle naturwissenschaftlichen Branchen, junge Talente für diese Themen zu begeistern und langfristig zu halten. Hier könnten wir viel besser werden, indem wir den Stoff praxisnah und mit mehr Begeisterung vermitteln.»

Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Mein Tag beginnt am besten mit Musik – sie gibt mir die richtige Energie und bringt mich in den Rhythmus. Währenddessen lese ich die Nachrichten, um einen Überblick über das aktuelle Geschehen zu bekommen. Danach folgen eine Dusche und ein Frühstück, bevor es direkt zur Arbeit geht. Ich bin allerdings kein absoluter Morgenmensch. Mir ist wichtig, den Tag in Ruhe zu starten, ohne Hektik. Diese Momente der Struktur helfen mir, mich auf das vorzubereiten, was ansteht.»

„Naturwissenschaften helfen, die Welt zu verstehen – aber wir müssen mehr junge Menschen dafür begeistern.“

Albert Zeller

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Unabhängigkeit. Selbst über mein Leben bestimmen zu können, anstatt unverständlichen Entscheidungen anderer, möglicherweise fachfremder Personen, folgen zu müssen. So können wir als Team gemeinsam Grosses erschaffen und uns an der Zukunft ausrichten. Es ist ein besonderes Privileg, täglich an den schönsten Uhren der Welt und an Medikamenten mitzuwirken, die in Zukunft Leben retten könnten.»

Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Für alles, was die Welt zu einem besseren Ort macht – sei es für unsere Mitmenschen, Tiere oder die Natur. Hauptsache, es stiftet echten Nutzen.»

Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Höre zu und beobachte. Wir können von jedem und allem etwas lernen – solange wir offen bleiben und keine Scheuklappen aufhaben. Diese Haltung hat mir besonders in der Führung geholfen. In einem Familienunternehmen, in dem mich viele seit meiner Kindheit kennen, musste ich meinen eigenen Stil finden. Heute setze ich auf Eigenverantwortung, Coaching und den Brückenbau zwischen verschiedenen Perspektiven.
Viele Probleme lassen sich mit minimalem Aufwand lösen, wenn man die richtigen Fragen stellt. Grundsätzlich wurde fast jedes Problem schon einmal gelöst, oder es gibt jemanden, der die Lösung kennt.»

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Zeller für sein Mitwirken an diesem Beitrag.

Dieses Interview wurde mündlich geführt.