5 Fragen an Beatrice Stirnimann, CEO Baloise Session 

Seit rund 30 Jahren prägt Beatrice Stirnimann die Welt der Live-Musik und des Festivalmanagements. Als erfahrener Profi in der Musik- und Sponsoringindustrie arbeitet sie mit einigen der renommiertesten Booking- und Musikmanagement-Agenturen weltweit zusammen. Kürzlich wurde sie zur «Ehrespalebärglemere 2024» ernannt und mit einer Bodenplatte am Spalenberg in der Altstadt von Basel verewigt. Doch was genau steckt hinter dem Erfolg dieser beeindruckenden Frau, die heute als Geschäftsinhaberin die Baloise Session in Basel leitet?

Dieses Boutique-Musikfestival der besonderen Art schreibt seit 1986 Musikgeschichte. Auf ihrer Bühne standen Legenden wie Miles Davis, Nina Simone, Ray Charles und James Brown. Auch die Stars von heute haben das intime Konzertambiente in Basel in ein unvergessliches Erlebnis verwandelt. Beatrice Stirnimann ist eine der treibenden Kräfte hinter diesem Erfolg. Ihr Fingerspitzengefühl und ihre Fähigkeit, jedes Jahr ein neues, einzigartiges Programm auf die Beine zu stellen, machen sie zu einer seltenen Figur in der Live-Musikszene, sind doch Frauen in der Rolle der Festivalleiterinnen rar. 

Im Interview berichtet Beatrice Stirnimann von den Herausforderungen, denen sie und ihr Team sich Jahr für Jahr stellen – vom Wechselbad der Gefühle bis hin zu den kurzfristigen Entscheidungen, die sie treffen müssen, um das perfekte Line-up zu sichern. «Es ist eine sehr intensive Zeit, und es braucht ein feines Gespür, um alles in Einklang zu bringen,» sagt sie. Und dennoch gibt es für sie nichts Erfüllenderes, als zu sehen, wie das Festival zum Leben erwacht und das gesamte Team auf die magischen zweieinhalb Wochen hinarbeitet. Diese Momente liessen sich kaum in Worte fassen, so Beatrice Stirnimann. 

«Es gibt für mich nichts Erfüllenderes, als zu sehen, wie das Festival zum Leben erwacht und das gesamte Team auf die magischen zweieinhalb Wochen hinarbeitet. Diese Momente lassen sich kaum in Worte fassen.»

Beatrice Stirnimann

Besondere Anekdoten aus ihrer Karriere gibt es viele. Da wäre zum Beispiel der Moment, als Grace Jones – die Beatrice Stirnimann selbst als ein lebendes Kunstwerk bezeichnet – sie in ihr Hotelzimmer einlud, um gemeinsam ein Tennisspiel von Gaël Monfils zu schauen. Unvergesslich bleibt auch die Begegnung mit dem Gitarristen Chuck Berry, der sichtlich gerührt war, als sie ihm mitteilte, dass ihm an der Baloise Session der Lifetime Achievement Award überreicht werden würde.  

Beatrice Stirnimann ist eine Inspiration für alle, die in ihrem Leben Verschiedenes ausprobiert haben, bis sie ihre wahre Leidenschaft entdeckten. «Man kann alles erreichen, wenn man die richtige Einstellung hat. Wir Frauen sollten uns mehr zutrauen und uns auch in männlich dominierten Branchen durchsetzen.» Ihr Weg zeigt, dass man mit der richtigen Vision und Entschlossenheit Grosses erreichen kann. 

Frau Stirnimann, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?  

«Als junges Mädchen wollte ich immer ein Hotel führen. Ein Teil meiner Familie war in der Gastronomie tätig, und so habe ich eine Lehre als Hotelfachassistentin begonnen. Bürojobs kamen für mich nicht infrage – ich wollte nie ein Bürogummi sein. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es doch nicht das Richtige für mich war und ich habe die Lehre abgebrochen. 

Ich habe dann nach einer kaufmännischen Lehre und einem Betriebswirtschaftsstudium in verschiedenen Bereichen gearbeitet, etwa als Product Manager in der Kosmetikbranche oder im Key Account Management einer Tierfutterfirma, aber letztlich hatte ich die Chance nach meinen Erfahrungen als Konzert Abendhelferin in die Musikfestival Branche zu wechseln und da bin ich glücklich geworden.  Wenn ich jetzt noch was anderes tun würde, dann wäre es wohl Etwas mit den Händen zu schaffen, ohne den ständigen Erfolgsdruck. Etwas, das körperlich spürbar und visuell ist, wie beispielsweise Käse machen oder Weintrauben ernten.»  

Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten? 
«Das hängt ganz von der Phase ab, in der ich mich gerade befinde. Wenn ich viel Druck habe, starte ich gern mit Sport, am liebsten Crossfit am Morgen – das gibt mir Energie und Klarheit. Am Wochenende hingegen geniesse ich ein gemütliches Frühstück im Bett, bevor ich ins Büro gehe. Während des Festivals sieht mein Morgen ganz anders aus: Das Smartphone ist ständig an, ich bin viel online und checke laufend Mails. Trotz allem bin ich ein Morgenmensch und liebe es, früh in den Tag zu starten und die Ruhe zu geniessen.» 

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg? 
«Erfolg haben vor allem die Künstler, die wir engagieren. Wir stehen im Hintergrund und sorgen dafür, dass alles reibungslos läuft und die Künstler ihre beste Performance abliefern. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Wir schaffen die Bühne, damit die Menschen unvergessliche Konzerte erleben können. 

Natürlich sind wir stolz auf das Programm, das wir gestalten, aber ich sehe das nicht als persönlichen Erfolg. Mir ist es nicht wichtig, im Rampenlicht zu stehen. Für mich zählt das Drumherum, die Organisation und die Zusammenarbeit mit dem Team. Und letztlich kann man auch keinen Erfolg haben, ohne ein starkes Team hinter sich zu wissen.» 

Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten? 
«Ehrenamtlich bin ich bereits aktiv; mit der Baloise Session geben wir beispielsweise Konzertkarten an sozial oder gesundheitlich Benachteiligte weiter. Auch der Verein AMIE, der junge Mütter unterstützt, die zu früh Mutter geworden sind, liegt mir sehr am Herzen. Es ist einfach schön, etwas zurückzugeben und gemeinnützige Arbeit zu leisten. Diese Momente, in denen man anderen helfen kann, sind für mich unglaublich wertvoll.» 

Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben? 
«In meinem aktuellen Business war der beste Rat, den ich jemals bekommen habe: Nie etwas persönlich nehmen. Gerade in der Eventbranche, wo es oft Absagen und kurzfristige Änderungen gibt, ist es wichtig, professionell zu bleiben und solche Dinge nicht zu nah an sich heranzulassen. Man trifft sich immer zweimal im Leben, und es zahlt sich aus, stets einen Topjob zu machen. Denn Qualität spricht sich sehr schnell herum, und genau darauf kommt es am Ende an.»  

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Stirnimann für ihr Mitwirken an diesem Beitrag. 

Dieses Interview wurde mündlich geführt. 

Baloise Session vom 17. Oktober bis 8. November 2024

Informationen zum Line-Up und den Tickets erhalten Sie auf baloisesession.ch