Im Rahmen unserer «5 Fragen an…»-Serie haben wir mit Christian Brühlmann über sein Unternehmen Proteomedix, seine beruflichen und privaten Ansichten und die wichtigsten Lehren auf seinem bisherigen Karriereweg gesprochen.
50 Jahre: Noch vor einem Jahrhundert wurden Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich nur so alt. Heute beträgt die Lebenserwartung hierzulande für Frauen im Schnitt 84 und für Männer 80 Jahre – ein immenser Fortschritt. Zu dieser beachtlichen Entwicklung trugen verschiedene Faktoren bei, wie beispielsweise materieller Wohlstand, bessere Arbeitsbedingungen aber vor allen Dingen der medizinische Fortschritt. Sie führte in den letzten hundert Jahren zur Abnahme der Säuglingssterblichkeitsrate, diverser Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ist nach wie vor unaufhaltsam. Dennoch: Trotz aller Fortschritte bleibt Krebs die häufigste Ursache für vorzeitige Sterblichkeit.
Bei jedem siebten Mann über 50 Jahre wird heute Prostatakrebs festgestellt. Ein Life Science Unternehmen, das in diesem Bereich ein revolutionäres Produkt entwickelt hat, ist die Proteomedix AG. Das 2010 gegründete Zürcher Unternehmen mit Sitz in Schlieren ist ein Spin-Off der ETH Zürich. Zu Beginn des Jahres brachte das Diagnostikunternehmen mit Proclarix® einen innovativen Bluttest für Prostatakrebs auf den Markt, mit dem Prostatakrebs im Frühstadium zuverlässig diagnostiziert werden kann. Dank dieses nichtinvasiven Verfahrens soll es weniger Fehldiagnosen geben, die bei der gängigen Screening-Methode häufig vorkommen und zu unnötigen Biopsien führen. Für Patienten eine vielversprechende Entlastung, denn heute erhalten drei von vier Männern fälschlicherweise einen positiven Verdacht und müssen sich unnötig einer belastenden und unangenehmen Biopsie unterziehen.
Wir haben in diesem Monat mit dem Mitgründer und Chief Business Officer der Proteomedix AG, Christian Brühlmann, über seine Karriere und beruflichen Gepflogenheiten gesprochen. Von einer Schweizer Grossbank über das führende Telekom-Unternehmen des Landes bis hin zur eigenen Unternehmensgründung: Der studierte Ökonom lässt seine vielseitige berufliche Erfahrung nun seit über 10 Jahren in seine heutige Tätigkeit einfliessen. Bei der Proteomedix AG ist Christian Brühlmann verantwortlich für Produktmanagement, Unternehmensentwicklung, Betrieb und Finanzen. Erfahren Sie in unserem Interview des Monats mehr über unsere Persönlichkeit des Monats.
Herr Brühlmann, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Es gab nicht diesen EINEN dominanten Berufswunsch als Kind. Ich habe mich früh für technische Dinge interessiert (z.B. Kinder-Chemiebaukasten, Modellautos, Lego-Technics)… Insofern wäre ein Ingenieur- oder naturwissenschaftliches Studium sicherlich auf der Hand gelegen. Daneben habe ich mich aber auch für organisatorische Aspekte interessiert. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern gerne mit der Familie gereist sind und kann mich erinnern, dass ich in den Hotels oft nach Verbesserungspotential gesucht habe: Wie kann man dies und jenes optimieren, wie würde ich das Hotel gestalten, etc. So war zumindest zeitweise auch einmal Hoteldirektor als Kinderwunschidee vorhanden.»
Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Jeder Morgen sieht ein wenig anders aus, gerade jetzt mit vermehrtem Home-Office im Zuge der Corona-Pandemie. Eine Konstante gibt es jedoch: Gerne geniesse ich einen Kaffee in Verbindung mit einem kleinen Frühstück. Das gibt mir Zeit, um über den anstehenden Tag nachzudenken (naja, und aufzuwachen ;-)).»
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Erfolg bedeutet für mich, dass ich rückblickend mit dem Erreichten zufrieden bin, sei dies durch die Erreichung eines Ziels, durch die Art und Weise der Zielerreichung oder dank der Zufriedenheit der involvierten Personen. Im Beruflichen steht das Erreichen von Zielen im Vordergrund. Dabei ist der grösste Erfolg, wenn ich dazu beitragen kann, die Lebensumstände oder die Situation von Menschen zu verbessern. Wenn die Patienten dank unserem diagnostischen Test auf eine unnötige Biopsie verzichten können, ist das für mich ein bedeutender Erfolg. Im Privaten kann auch der Weg das Ziel sein indem auch dann Erfolg eintritt, wenn beispielsweise alle Beteiligten am Ende des Tages zufrieden sind.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Mit zwei kleinen Kindern und dem Aufbau eines Unternehmens ist die Zeit im Moment sehr knapp und solche Aktivitäten kommen zurzeit leider nicht in Frage. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass ich mich zukünftig in wohltätigen Organisationen engagiere. Gerade die Krebsliga leistet mit ihrer Aufklärungsarbeit für Krebspatienten einen enorm wichtigen Beitrag für Betroffene und Angehörige.»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Ganz zu Beginn meiner beruflichen Karriere gab mir mein Vorgänger, der mich einarbeitete, den Rat, dass man seinen Job bis zu einem gewissen Grad selbst definieren kann. Gemeint ist damit, dass jeder in einer Abteilung, selbst mit derselben Funktionsbezeichnung, die Schwerpunkte seiner Tätigkeiten anders legen kann. Dadurch kann man auf seinen Stärken aufbauen, anstatt seine ganze Energie darauf zu verwenden, seine Schwächen zu verbessern. Im weiteren Verlauf meiner Karriere und darauf aufbauend war es dann die Erkenntnis, dass man Teams am besten komplementär besetzt und nicht mit Mitarbeitern, welche alle dieselben Stärken haben.»
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Brühlmann für sein Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Redaktorin: Neslihan Steiner
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