Im Herbst fällt das Aufstehen vielen schwerer als sonst. Die Zeitumstellung auf Winterzeit hilft vielleicht ein wenig, aber das aktuelle Geschehen rund um den Globus, die Spannungen und Herausforderungen können ein Gefühl von Weltmüdigkeit, Unsicherheit und Antriebslosigkeit hinterlassen. Wer eine Portion Inspiration und Motivation brauchen könnte, findet in unserem Interview des Monats den nötigen Anstubser dazu.
Auf die Snooze-Taste drücken und noch etwas länger liegenbleiben? Für Christian Blaser kommt dies nicht in Frage. Der Inhaber und CEO des Basler Architektenbüros Blaser Architekten AG steht in der Regel sofort auf. Was ihm dabei hilft, ist sich nach der Natur zu richten und seinen Alltag mit Dingen zu füllen, die seine Vorfreude wecken. Ob es dabei um seine Arbeit, ehrenamtlichen Engagements oder Hobbys geht: Lebenszufriedenheit steht an oberster Stelle.
Auch wenn sich vielleicht ein Grossteil Ihres Lebens pandemiebedingt in den eigenen vier Wänden abspielt oder ein aktives Leben aufgrund von Social Distancing gerade etwas eingeschränkt wird, können Sie ein erfülltes Leben führen. Die Zukunft zu planen ist eher schwierig? Dann versuchen Sie es, im Hier und Jetzt zu sein. Erfahren Sie in unserem Interview, wie Christian Blaser den Beruf des Architekten für sich entdeckte und wie er Erfolg definiert. Nach der Auffassung «Ratschläge sind oft Schläge» finden Sie hier keinen Ratschlag für Ihr Leben oder Ihre Karriere, sondern eine positive Einstellung auf das Leben, die zum Denken anregt und motiviert.
Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre!
Herr Blaser, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Mein Vater war Architekt und meine Mutter war Textilgestalterin. Ich bin mit diesen Berufungen aufgewachsen – kannte nicht viel anderes und fand einen Beruf, der mit Raum zu tun hatte, interessant und begeisternd.
Im späteren Leben habe ich auch Freude an der Landwirtschaft bekommen. Sie ist die erste uns noch purste Form von Wirtschaft, eben die Bewirtschaftung von Land. Ich liebe das Archaische daran. So erfreue ich mich an der Waldarbeit, dem Prozess der Bepflanzung, dem Wachsen, dem Fällen, dem Sägen, dem Spalten von Holz um daraus eine Sauna zu heizen und die Wärme zu spüren. Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich als Olivenbauer und liebe denselben archaischen Prozess wie beim Holzen mit den Olivenbäumen und dem daraus entstehenden Öl. Eine Alternative zur Architektur wären für mich die Psychologie oder Philosophie gewesen, wobei mich die beiden Disziplinen ohne dafür berufen zu sein täglich immer wie mehr begleiten…»
Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Ich beginne den Tag immer gleich lieb. Ich freue mich meist darauf, ins Büro zu gehen und am Wochenende weckt mich die Vorfreude auf einen schönen Langstreckenlauf. Ich habe so viel zu tun, ob im Alltag, in den Ferien oder auf Reisen, dass ich immer eher früh, positiv, mit Freude auf die Herausforderungen, aufstehe. Wache ich auf, warte ich eigentlich, bis die Zeit da ist, aufzustehen. Ich bleibe nicht gerne liegen. Auch versuche ich mich nach der Natur zu richten – ich schlafe, wenn es dunkel ist und arbeite, wenn es hell ist. Am Morgen beginne ich meinen Tag gesund und trinke ein Glas Wasser, schlucke ein Löffel unseres Olivenöls und nehme eine Fingerspitze von Pappa Reale (Bienenköniginnenfuttersaft) unserer toskanischen Bauernfreunde zu mir.»
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Erfolg beschreibt die Folge, die Konsequenz oder den Effekt des Handelns. Eigentlich folge ich niemandem und nichts Konkretem. Im Management heisst es immer, man müsse Ziele haben, dass man zu was kommt. Bei mir kamen die Sachen zu mir durch mein Denken, Handeln und Tun. Ein statisches Lebensziel habe ich nicht. Jeden Tag mache ich neue Erfahrungen, die mich weiterbringen und mir neue Perspektiven geben. Ich habe mir aber ein Leben erschaffen, in welchem ich die Möglichkeit habe, Dingen nachzugehen, die mich interessieren und die mir immer wieder zeigen, dass ich noch nicht erfolgt bin. Wenn ich mal gänzlich erfolgen würde, was ich weder anstrebe noch denke jemals zu erreichen, wäre es ein Zeichen, dass das irdische Leben vorbei wäre.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Gratis arbeite ich für die Architekturvermittlung, die mir sehr am Herzen liegt. Dabei bringen wir Menschen den Raum als Qualität, Ermöglicher und Wundervolles näher. Dies tue ich als Präsident der Stiftung ArchitekturDialoge, einer Plattform für Baukultur. Als Bestandteil meines Büros führe ich auch den Schauraum-b. Dort werden im weitesten Sinne architektonische Themen, die mich interessieren, mit Vorträgen und jeweils einer Ausstellung aus verschiedensten Perspektiven besprochen und aufgezeigt. Auch in der Landwirtschaft arbeite ich immer gerne und unentgeltlich. Eigentlich überall dort, wo ich was lernen kann, arbeite ich gerne – ehrenamtlich und ohne Vergütung.»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Ich habe das Glück, immer wieder an sehr tiefsinnige, intelligente und verschiedenartige Menschen zu treten, von denen ich lernen kann. Ich unterscheide da wenig ob ich in diesen Begegnungen beruflich oder auf eine andere Art lerne. Die Berufung und das Leben sind eins. Das Wort Ratschlag besteht aus Rat und Schlag – den Rat erhalte ich gerne, den Schlag weniger. Noch besser als Rat ist, wenn ich von Menschen erfahre, wie sie sind, leben und handeln und aus einer grossen überzeugenden Authentizität etwas für mein Leben mitbekomme. Dies geschieht, wenn man offen ist und Zeit und Musse hat.»
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Blaser für sein Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Redaktorin: Neslihan Steiner
Batterman Consulting Basel AG
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