Wie die Eltern, so die Kinder? In die Fussstapfen der Eltern zu treten und ein Familienunternehmen zu übernehmen, kann für die einen Chance, für die anderen Belastung sein. Das Leben ist aber nicht schwarz und weiss und manchmal kommt alles ganz anders als erwartet.
Wie ist es also, wenn man meint, der berufliche Weg sei durch die familiäre Situation bereits entschieden? Frau Dr. Fürst kann ein Lied davon singen. Mit 14 Jahren zog sie mit Eltern und Geschwister nach Spanien, wo die Familie spanische Pferde züchtete. Diese Umstände beeinflussten ihre Studienwahl in Veterinärmedizin, und was sie glaubte, später einmal beruflich zu tun. Doch statt wie geplant in der Pferdezucht tätig zu sein, kam sie zurück in die Schweiz und doktorierte an der Universität Zürich.
Nach beruflichen Stationen in der Forschung und Entwicklung in der pharmazeutischen Industrie startete 2000 ihre Karriere im Fernsehen. In diesem Jahr begann sie für Telebasel das Basler Gesundheits-TV-Magazin «xund-tv» aufzubauen, produzieren und zu moderieren. Von August 2007 bis Dezember 2012 war sie Moderatorin bei «Gesundheit Sprechstunde», SRF1. Heute ist sie Redaktionsleiterin und Moderatorin des TV Gesundheitsmagazins gesundheitheute, das jeweils samstags auf SRF1 ausgestrahlt wird.
Im Interview erzählt uns Dr. Fürst, wie sie sich Freiraum gegeben hat, ihren eigenen Weg zu finden. Dabei ist sie der Medizin treu geblieben und hat mit dem Fernsehen eine weitere Passion dazugewonnen, die sie bis heute erfüllt. Erfahren Sie im Interview mehr über Dr. Jeanne Fürst, ihre beruflichen und privaten Interessen und die wichtigsten Lehren auf ihrem bisherigen Karriereweg.
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Eindeutig von meinem Vater. Er gab mir drei wichtige Botschaften mit auf den Weg:
‹Nähre Deinen Kopf so viel Du kannst, denn Wissen und Erfahrung kann Dir niemand nehmen.›
‹Du kannst alles erreichen, was Du willst, Du musst es einfach genügend stark wollen und hart dafür arbeiten, dann gibt es kaum Grenzen.›
‹Schaue für Deine Unabhängigkeit, denn Unabhängigkeit bedeutet Freiheit und hilft Dir in schwierigen Situationen.›»
Frau Dr. Fürst, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Schon als kleines Mädchen hatte ich den Traum Medizin zu studieren, allerdings war ich auch an Architektur und Kunstgeschichte interessiert. Da wir in Spanien Pferde züchteten, machte Humanmedizin keinen Sinn. Ich wollte einmal die Zucht meiner Eltern übernehmen und deshalb entschied ich mich für Veterinärmedizin. Dann kam doch alles anders. Von einer Pferdezucht zu leben, ist fast unmöglich, also musste ich einen Richtungswechsel einschlagen. Nach meinem Studium in Spanien kam ich in die Schweiz, arbeitete ein Jahr in einer Kleintierklinik und wechselte dann in die pharmazeutische Industrie.
An einem Konzert lernte ich einen Filmemacher kennen, der mir anriet, es beim Fernsehen zu versuchen. Ich bekam tatsächlich eine Chance und konnte vor 19 Jahren das Fernseh-Business von Grund auf lernen. Darauf bin ich stolz und habe grosse professionelle Befriedigung.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Ich würde gerne mal eine Woche in einem Spital verbringen und Menschen besuchen, die wenig Kontakt mit der Aussenwelt haben und versuchen, ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Ich begeistere mich für alles, was die Welt weiter bringt im Sinne von einer umweltfreundlichen, sozialgerechten und fairen Welt. So unterstützen wir beim Rotary Club Dreiländereck (Mitglied, Anm. d. R.) Projekte im In- und Ausland und dazu fühle ich mich sehr hingezogen.»
Wie begegnen Sie Rückschlägen und wie gehen Sie mit Schwierigkeiten um?
«An Rückschlägen und Schwierigkeiten wachsen wir und wer will denn nicht wachsen? Natürlich sind schwierige Zeiten hart und ermüdend. Für mich ist es wichtig, in stressigen, schwierigen Zeiten besonnen und überlegt zu bleiben, einen Schritt nach dem anderen zu nehmen und stetig vorwärts zu gehen. Es öffnen sich immer wieder neue Türen. Man muss sie allerdings auch erkennen und den Mut haben durchzugehen.
Blicke ich zurück auf mein bisheriges Leben, dann waren Schwierigkeiten und Rückschläge immer Wendepunkte und haben mich weitergebracht.»
Was ist Ihnen in Ihrer Arbeitsumgebung besonders wichtig und was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?
«Ich arbeite mit einem hoch motivierten, konstruktiven Team. So kann man an einem Strick ziehen, um das Schiff auf wildem und ruhigem Wasser sicher zu steuern. Ich schätze Menschen, die mit Leidenschaft, Engagement, Kreativität und Flexibilität arbeiten. Das Herz auf dem richtigen Fleck zu haben, ist auch bei der Arbeit wichtig.
Egoistische Menschen ohne Begeisterung, ohne Feuer und Teamgeist kommen für mich nicht in Frage.»
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Fürst für ihr Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Redaktorin: Neslihan Steiner
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