Wofür lohnt es sich zu leben? Ein japanisches Konzept beschäftigt sich genau mit dieser Frage: Ikigai bedeutet wörtlich übersetzt „Grund zum Leben“ oder „Lebenssinn“. Es ist eine Philosophie, die darauf abzielt, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. Das kann man gemäss der Ikigai-Philosophie im beruflichen Kontext erreichen, indem man eine Verbindung herstellt zwischen dem, was man liebt, was man gut kann, wofür man bezahlt wird und was die Welt braucht. Für unseren Interviewpartner des Monats bedeutet dieses Streben einen der wichtigsten Pfeiler seiner Karriere. Dr. Philip Nising ist gelernter Chemieingenieur, der im Bereich Polymerisationstechnologie an der EPFL promoviert hat. Er blickt auf über 10 Jahre bei Sulzer Chemtech AG, einem global tätigen Unternehmen im Bereich der chemischen und verfahrenstechnischen Industrie zurück.
In diversen Positionen prägte er im Unternehmen die Entwicklung des Bereichs Polymertechnologie und wechselte 2016 zur BUSS AG als Präsident und CEO. Das mittelständische Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Pratteln gehört zu den führenden Herstellern hochwertiger Compoundieranlagen für die Kunststoffindustrie. Seit über 75 Jahren unterstützen die innovativen Compoundiersysteme der BUSS AG Kunden aus unterschiedlichsten Industrien bei der Aufbereitung hochspezialisierter neuer Werkstoffe.
Philip Nising steht in der Mitte seines Arbeitslebens. Mit Blick auf die Zukunft spinnt er den Ikigai-Gedanken noch weiter und ist der Auffassung, dass monetärer Erfolg allein nicht ausreicht, um ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. Denn beruflicher Erfolg ist vergänglich, eine «Legacy» hingegen bleibt bestehen. Das Wort «Legacy» kann man als Vermächtnis, Erbe oder Fussabdruck übersetzen. Wie möchte man wahrgenommen werden? Was möchte man hinterlassen? Es geht darum, über seine aktuelle Situation oder derzeitige Tätigkeit hinauszuschauen und sich Zeit zu nehmen, um über seine Werte, Interessen, Leidenschaften und Talente nachzudenken.
Getreu dem Leitbild „from success to significance“ gibt es für Philip Nising in Bezug auf das Arbeitsleben nichts Entscheidenderes, als ein positives Ambiente zu schaffen, in dem alle etwas „geben“, sich gegenseitig bei der beruflichen und persönlichen Erfüllung helfen und einen positiven Einfluss aufeinander haben. So kommt auch seine Antwort auf die Frage, wofür er gratis arbeiten würde, nicht überraschend. Erfahren Sie im Interview mehr über Philip Nising und seine beruflichen und privaten Gepflogenheiten.
Herr Nising, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Die chemische Industrie hat mich sehr früh fasziniert. Eigentlich wollte ich immer in die Produktion – die nachts erleuchteten Destillationskolonnen und Chemiebetriebe im Rheinland hatten eine grosse Anziehungskraft auf mich. Später schlug ich dann den Weg über das Chemieingenieurwesen ein, um solche Anlagen eines Tages bauen und betreiben zu können. Damals hätte ich mir wohl nicht vorstellen wollen, mal in einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen zu landen.»
Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Ich geniesse es, morgens beim Frühstück Zeit mit meiner Familie zu verbringen und die Kinder noch auf den Schulweg zu bringen. Das klappt aufgrund meiner hohen Reisetätigkeit leider viel zu selten. Auch ein Spaziergang mit unserem Golden Retriever bei Sonnenaufgang ist ein schöner Einstieg in den Tag, sofern das Wetter mitspielt.»
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Ich habe einmal gehört, dass wenn man berühmte Persönlichkeiten im hohen Alter fragt, was für sie im Leben am wichtigsten sei, häufig die eigene «Legacy» als Antwort kommt. Also das, was man als (Fuss-)Abdruck durch sein Handeln erzeugt und irgendwann mal hinterlässt. Eine positive Legacy zu hinterlassen wäre eine schöne Definition von Erfolg im Leben. So etwas erreicht man meiner Auffassung nach nur, wenn man seinem Umfeld etwas gibt – seine Erfahrung weitergibt, gute zwischenschliche Beziehungen pflegt und gemeinsam Freude und glückliche Momente erlebt. Erfolg ist für mich vor allem dann, wenn man anderen dabei helfen kann, erfolgreich zu sein.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«’Gratis Arbeiten’ kann natürlich vieles bedeuten – und wenn ich einen Job nur fürs Geld mache, ist ein Arbeiten ohne Lohn natürlich schwer vorstellbar. Aber es ist ja eben nicht nur fürs Geld, dass ich Leistung erbringen möchte. Und wenn ich dann für etwas, das ich leiste, nicht bezahlt werde, so bekomme ich dennoch etwas als Gegenleistung: die Freude, Erfüllung und den Stolz auf das Erreichte. Insofern könnte ich mir viele Aktivitäten vorstellen, für die ich nicht bezahlt werden muss – inklusive meiner aktuellen Funktion. Die monetäre Realität würde mich dann aber natürlich rasch wieder einholen…»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Der sinnvollste Rat, den ich zu Beginn meines Arbeitslebens erhalten habe, war, dass man grundsätzlich glücklich sein sollte mit seinem Beruf und darauf achten muss, dass man sich auch als Person, als Mensch weiterentwickeln kann. Dies ist für viele, die eigentlich nur fürs Geld zur Arbeit gehen, keine Selbstverständlichkeit. Man verbringt schlussendlich summa summarum vom Beginn der schulischen Ausbildung bis zur Pensionierung mehr Zeit mit seinem Job, als mit seiner Familie, mit seinen Freunden und sogar beim Schlafen. Zumindest für meine Generation erscheint dies auch noch normal und erstrebenswert – schliesslich gibt man über seinen Job auch etwas an die Gemeinschaft und trägt zur Entwicklung bei. Bei so viel Zeit mit der Arbeit ist es drum wichtig, dass einem diese auch Spass macht, man Erfüllung findet («Erfolg verspürt») und sich glücklich fühlt – mit den Herausforderungen, dem persönlichen Umfeld und den Beziehungen zu Kollegen, Kunden, Lieferanten, etc. Dies habe ich mir zu einer Art internem «Leitbild» gemacht.»
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Nising für sein Mitwirken an diesem Beitrag.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
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