Lineare Karrierepfade sind heute eher die Ausnahme als die Regel und werden schon als Auslaufmodell angesehen. Die Berufswahl erfolgt heute nicht nur einmalig zu Beginn des Arbeitslebens, sondern passt sich dynamisch den verändernden Rahmenbedingungen und den Neigungen, Fähigkeiten und Lebensphasen des Arbeitnehmenden an.
Niemand könnte das besser wissen als unsere Interviewpartnerin des Monats, Myriam Hofer. Die diplomierte Betriebsökonomin FH mit den Schwerpunkten RW/Controlling und Marketing hat ihren heutigen Funktionsbereich, das HR, nach mehreren Stationen über Umwege entdeckt. Von ihrem Gespür für Zahlen und Zielgruppen profitiert sie aber auch heute als HR Business Partner bei der Merz Pharma (Schweiz) AG, wo sie seit 2015 tätig ist. Heute konzentriert sich das globale Geschäft von Merz auf die Bereiche medizinische Ästhetik und Neurotoxintherapie, die von einer Reihe erfolgreicher regionaler Marken sowohl in den Bereichen verschreibungspflichtige Medizin als auch in den Bereichen Verbrauchergesundheit und Schönheit unterstützt werden.
Als Personalspezialistin mit langjähriger Erfahrung in der höheren Verwaltung und in der pharmazeutischen Industrie weiss Myriam Hofer nicht nur aus persönlicher Erfahrung, wie wichtig es ist, ausgetretene Pfade zu verlassen und mit Mut neue Wege zu bestreiten. Mit ihren Controlling- und Rechnungswesen Kenntnissen hat sie die Fähigkeit, Entwicklungspotenzial in einem Unternehmen zu erkennen. So hat Myriam Hofer die Vision, das Motivationsschreiben als Relikt der Vergangenheit abzuschaffen. Zahlen sind ihr sehr wichtig, aber sie braucht keine Softwares und Algorithmen, um die Wahrhaftigkeit ihres Gegenübers zu erkennen.
«Wo liegen die Bedürfnisse der Menschen?» Die Frage, die sich zu seiner Zeit der Unternehmensgründer Friedrich Merz bei der Produktentwicklung in den Mittelpunkt stellte, leitet auch das Handeln von Myriam Hofer. Erfahren Sie im Interview des Monats mehr über ihre Karriere, ihre Zukunftsvision für das HR und ihre persönliche Definition von Erfolg. Weniger Barrieren, mehr Authentizität und echte Begegnungen – das wünscht sie sich selber und allen Stellensuchenden.
Frau Hofer, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Ehrlich gesagt entsprach HR nie meinem Berufswunsch. Mein erster Arbeitgeber und Ausbildungsort war der KV Basel. Weitere Stationen waren die Jugendanwaltschaft Basel-Stadt und das Radio Basilisk. Selbst während meines späteren Betriebsökonomiestudiums an der FHNW wählte ich nicht die Vertiefung HR, sondern Rechnungswesen/Controlling und Marketing. Ich war überzeugt und bin es im Übrigen immer noch, dass man ein Unternehmen ohne Kenntnis von Zahlen weder erfolgreich führen noch erfolgreiches Marketing betreiben kann. Meine HR-Karriere begann dann vor 18 Jahren bei Roche im HR-Marketing – vielleicht auch wegen der Zahlen.»
Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«Die erste Stunde des Tages gehört mir allein. Ich gehöre (leider) zu den Menschen, die bereits beim Aufstehen sofort den Tag gedanklich organisieren. Meist bin ich mit meinen Gedanken schon in Meetings oder habe die wichtigsten «to do’s» im Kopf, bevor ich überhaupt weiss, was ich heute anziehen will. Nach dieser ersten Stunde Ruhe bin ich dann bereit für den Tag, das gemeinsame Frühstück mit meiner Familie, für das Business und alles Unvorhergesehene.»
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Erfolgreich bin ich, sobald mich das Ergebnis zufriedenstellt. Ich beschäftige mich vielmehr mit der Frage «wie» ich Erfolg habe und «was» mich erfolgreich macht. Erfolg bedeutet Anstrengung und oft unbequeme Wege zu beschreiten, richtige Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und vor allem aktiv daran zu arbeiten. Mutig sein, auch mal Fehler zu machen und daraus zu lernen sowie sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Ich würde mit möglichst vielen Personal- und Linienverantwortlichen einen anderen Weg im Recruiting einschlagen wollen. Als erste Massnahme würden wir zusammen das «Motivationsschreiben» für immer abschaffen wollen. Dann würden wir das klassische Stelleninserat mutig auf den Kopf stellen und zu guter Letzt sprechen wir dann noch über das Vorstellungsgespräch mit dem Ziel, es in ein «Kennenlerngespräch» umzubenennen und dementsprechend unsere Rollen einzunehmen. Und wir informieren unsere Gesprächspartner rechtzeitig, dass wir im HR geschult darauf sind, in Gesichtern zu lesen – manchmal mehr als uns lieb ist.»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Geh ins HR, da gehörst du hin.»
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Hofer für ihr Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Redaktorin: Neslihan Steiner
Batterman Consulting Basel AG
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