Karriere machen – was heisst das überhaupt? Viele verbinden damit beruflichen Aufstieg, eine eindrückliche Laufbahn, Ansehen, ein hohes Gehalt und Erfolg. Was macht denn erfolgreiche Menschen aus? In dieser Interviewreihe haben wir etliche Geschäftsleute portraitiert, die ganz unterschiedliche Berufswege haben.
Die gleichen Fragen bringen immer wieder andere Antworten, Erkenntnisse und Weisheiten zum Vorschein. Wenn es etwas gibt, das sich herauskristalliert, ist es Folgendes: Die berufliche Erfahrung ist immer mehr als die Summe seiner Einzelteile, also der einzelnen Positionen im Laufe einer Karriere. Der Werdegang mag gradlinig sein, Umwege haben, konventionell oder ungewöhnlich sein, akademisch oder praktisch orientiert beginnen und auf unerwartete Pfade führen.
Als Partner im Executive und Professional-Search vertreten wir bei Batterman Consulting AG die Ansicht, dass eine erfüllende Karriere kein Zufall ist. Es gibt durchaus Regeln und Tipps, wie Sie Ihre Karrierechancen verbessern können. Für uns bedeutet «Karriere machen» stets an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch, hin und wieder zu straucheln, vielleicht auch hinzufallen, aber immer wieder aufzustehen. Wie auf einem richtigen Weg gibt es Kurven und Wendungen, man landet in einer Sackgasse oder schlägt eine neue Richtung ein.
Der Karriereweg unseres Interviewpartners des Monats hätte zunächst durch die Luft führen sollen, ist heute aber in einem sehr «bodenständigen» Industriezweig beheimatet, der nicht sonderlich bekannt ist. Vor zehn Jahren trat Pascal Löw als technischer Leiter in das Familienunternehmen Florin AG ein und ist seit 2020 als Betriebsleiter Teil der Geschäftsleitung. Das Familienunternehmen mit Sitz in Muttenz beherrscht den gesamten Produktionsprozess, von der Auswahl und Pressung der Saaten über die Raffination der Rohöle, deren Abfüllung oder Weiterverarbeitung in der Margarinen- und Fettfabrik bis hin zur Lagerung in den Öltanks bzw. hochmodernen Hochregallagern. Wir alle kommen täglich direkt oder indirekt mit den Produkten der Florin AG in Berührung – oder genauer gesagt auf den «Geschmack».
Zwischen den Karrierepolen «Luft» und «Erde» lag aber ein spannender, vielseitiger Parcours. Nach seiner Berufslehre als Maschinenzeichner studierte Pascal Löw Maschinenbau mit Vertiefungsrichtung Verfahrenstechnik. Aufbauend auf der Entwicklung eines Parabolspiegels als Diplomarbeit, war er jahrelang in der Entwicklung und dem Produktmanagement tätig und durfte als Erfinder einige Patente anmelden und erfolgreich in den Markt einführen.
Seine pädagogischen Erfahrungen als nebenberuflicher Dozent an der technischen Berufsmatura in den Fächern Mathematik, Physik und Geometrie, halfen ihm in den stetig wachsenden Führungspositionen auf die richtigen Partner zu setzen. Als Gründungsmitglied und Aufbau einer neuen Firma im Bereich Maschinen- und Anlagenbau für die Pharmazeutische- und Lebensmittelindustrie, konnte Pascal Löw seine Erfahrungen in der Produkt- und Marktentwicklung, ergänzt mit wachsender Betriebsoptimierung und seine internationale Tätigkeit für namhafte Konzerne weiter ausbauen. All diese Erfahrungen helfen ihm bis heute, in seiner Tätigkeit als Betriebsleiter der Florin AG, gemeinsam mit seinen Kollegen die richtigen Entscheide zu treffen.
Erfahren Sie im Interview, warum Pascal Löw von seiner angestrebten Ausbildung zum Berufspiloten abwich, wie er seinen Arbeitstag beginnt und strukturiert und welche Glaubenssätze seine beruflichen Entscheide prägen.
Herr Löw, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Pilot oder Notarzt, und am liebsten gleich beides bei der Rega. Beide Berufe setzten – speziell noch in den 80er Jahren – hohe schulische Leistungen voraus und waren über «Numerus clausus» nicht einfach mit einem Gymnasiums-Abschluss zugänglich. Ich hatte in meiner Jugend sehr viele Interessen und habe diese mit viel Passion verfolgt, leider gehörte die Schule nicht prioritär dazu. Die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächer fielen mir zu leicht, um so die übrigen Fächer zu kompensieren. Der Notenschnitt passte, aber mein damaliger Lehrer berat mich richtig und riet mir vom Gymnasium ab. Ich musste mich in der Grundschule kaum anstrengen und doch war ich nicht clever genug, um diesen Trend im Gymnasium fortsetzen zu können. Dass ich über eine Berufslehre als Maschinenzeichner am Ende Maschinenbau studiert habe, widerspiegelt eigentlich sehr passend meine Jugendjahre und den anschliessenden Willen, einer Passion zu folgen.
Die Pilotenausbildung war auch über das Militär und private Weiterbildung möglich. Als 2001 dann das «Grounding» der Swissair folgte, konnte ich die Ausbildung zum Berufspiloten nicht antreten und war froh, bereits mein Maschinenbaustudium abgeschlossen zu haben.
Für mich persönlich meinte es das Schicksal dahingehend gut, weil ich in den vergangenen 20 Jahren in der Luftfahrt bereits 3 grosse Krisen erlebt hätte.
Was wäre also aus mir geworden? Pilot oder eben am Ende über Umwegen doch wieder Maschineningenieur? Jedenfalls würde ich heute, unter denselben Voraussetzungen, wieder so entscheiden.»
Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?
«An jedem Tag sollte man sich auf etwas freuen – selbst, wenn es zuletzt nur ein gutes Buch vor dem Einschlafen ist.
Mit einem Espresso und dem Blick aus dem Wohnzimmer in die Natur, gehe ich nach dem Aufstehen gerne in der Stille den bevorstehenden Tag in Gedanken kurz durch. Ich denke an die anstehenden Herausforderungen und die Highlights und bereite mich so auf die kommenden 18 Stunden vor. So kann ich die für mich eher nicht so motivierenden Aufgaben mit viel mehr Engagement angehen, damit genügend Raum für die motivierenden Aufgaben bleibt. So wird beides zum Erfolg und ich bleibe fokussiert.»
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
«Erfolg ist dann persönlich, wenn man für sich mit dem Erreichten im Einklang ist. Für mich persönlich ist der grösste Erfolg, etwas gemeinsam zu erreichen, was nicht zu erreichen schien oder zumindest zu Beginn als Erfolg nicht quantifizierbar war.
Beruflich kann das ein herausforderndes Projekt sein, das Meistern einer Krise oder einer Unternehmensentwicklung sowie das Lösen zwischenmenschlicher Konflikte. Zudem gehört das Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses für mich persönlich zu den grössten Erfolgen.
Letzteres bringt beruflich sowie privat den grössten Schub und schlussendlich Erfüllung. Ich denke, das Gefühl in vielen Lebenslagen von Mitmenschen «gebraucht» zu werden und im Gegenzug auch Hilfe annehmen zu können, umschreibt für mich im Ganzen erfolgreich zu sein. »
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Ich war gut 20 Jahre im Schwimmverein sehr aktiv. An unzähligen Trainings, Wochenenden und Trainingswochen waren mein Lohn strahlende Jugendliche, gute Freundschaften und die Bekanntschaft mit meiner Frau.
Aber meine Antwort zur oberen Frage lautet eigentlich: Meine Schwester in einem ihrer Entwicklungsprojekte in einem Krisengebiet begleiten und eine Woche lang die unangenehmste Arbeit übernehmen, welche selbst in solchen Gebieten als unangenehm gilt. Doch dafür fehlt mir bis heute der Mut!.»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Meine Eltern führten ein Gartenbauunternehmen. Es wäre naheliegend gewesen, die Tradition in dritter Generation weiterzuführen. Doch die unvoreingenommene Einstellung meiner Eltern zu meiner Berufswahl war gleichzeitig der beste Rat für meine Karriere.
«Ich soll immer dem Weg folgen, der mich am meisten begeistert, solange ich die Energie dazu habe und die Lust am ‘Laufen’ verspüre.»
Nachhaltigen Erfolg und die dafür notwendige Ausgeglichenheit erreiche ich nur mit Passion. Der einfachste Weg wird mich nie erfüllen und fordert mich nie heraus, über mich hinauszuwachsen. Bis heute wende ich diesen Rat an, sei es beruflich oder privat.»
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Löw für sein Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Redaktorin: Neslihan Steiner
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