5 Fragen an Silvia Bessenich, Couturière und Imageberaterin

Bessenich

Erscheinungsbild, Körperempfinden, Selbstbewusstsein: Auch sie leiden unter Corona. Die Pandemie beeinflusst fast alle Lebensbereiche, bringt unsere Gefühlswelt durcheinander und hat unzählige emotionale und soziale Folgen.

Wie haben Sie sich gefühlt, als im ersten Lockdown in der Schweiz alle Coiffeur-Salons, Kosmetik-Studios sowie Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Dinge verkaufen, geschlossen blieben? Wahrscheinlich fehlte Ihnen nicht nur ein gepflegteres Äusseres, sondern vor allem auch die menschliche Seite solcher Momente der Entspannung und Selbstfürsorge.

In einer Zeit, in der Online-Verkäufe von Loungewear regelrecht explodiert und der «Zoom-Top» zum Homeoffice-Dresscode wird (obenrum business-tauglich, unten so bequem wie möglich), denken die wenigsten an die kleinen, feinen Boutiquen, die mehr als nur Kleidungsstücke produzieren. Silvia Bessenich aus Basel gehört zu den wenigen begabten Personen, die die hohe Kunst der Schneiderei beherrschen. Als Couturière und Imageberaterin ist Mode für sie mehr als nur Kleidung – sie ist ein Spiegel des Charakters und eng mit der eigenen Persönlichkeit verknüpft.

Wie wird die Welt nach Corona aussehen? Darüber mutmassen Trendexperten und Zukunftsforscher. Auf die Spanische Grippe 1918 folgten die schicken Roaring Twenties. Bleibt zu hoffen, dass die Eleganz ihr grosses Comeback feiert.

In massgeschneiderten Bessenich-Einzelstücken stecken unzählige Stunden Handarbeit. Ihre Leidenschaft für wertvolle Textilien und raffinierte Kreationen gibt Silvia Bessenich nicht nur an ihre anspruchsvolle Kundschaft weiter, sondern unterrichtet ausserdem an der Berufsschule, berät Privat- und Firmenkunden und gibt ihr Know-how auch im Rahmen von humanitären Projekten ehrenamtlich weiter. Erfahren Sie mehr über Silvia Bessenich in unserer Interview-Reihe.

Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre!

Frau Bessenich, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?

«Keine einfache Frage! Ich habe immer genau gewusst, wohin ich will. Mode war für mich immer klar. Dabei bewegt mich nicht in erster Linie «Modisches». Es ist die Hülle und ihre Wirkung, was mich daran herausfordert. «Wie bewegt mich ein Kleid, wie beeinflusst es mich, wie stärkt es mich?» Wichtig ist für mich die Kombination von Handwerk und Kreativität, von Form und Funktion, individueller Ausdruck und Ästhetik.

All diese Aspekte spiegeln sich in meiner Mode wider. Es gibt aber auch andere Bereiche mit ähnlichen Schwerpunkten: Ich interessiere mich sehr für alte Handwerkstechniken, wertvolle Materialien, Formen und deren Aussagen und Wirkungen. Auch die Gesellschaft und ihre Veränderungen spielen dabei eine grosse Rolle und Zeitgeist fliesst in die Arbeit immer mit ein. Ähnliche Themen haben auch die Architektur, vielleicht auch Bereiche der Kunst und Kultur. Dort könnte ich mich möglicherweise auch wohl fühlen.»

Wie beginnen Sie Ihren Tag am liebsten?

«Ich bin eine Frühaufsteherin und ich liebe die Ruhe in den ersten Morgenstunden. Mit einem grossen Cappuccino sitze ich am Computer und erledige meine Büroarbeiten – dazu läuft klassische Musik. Auch mag ich, in kreativen Prozessen nicht andauernd unterbrochen zu werden, weshalb ich Administratives lieber erledige, wenn der Tag noch schläft. Da ich das zeitlich auf 70 Min. pro Tag beschränke, laufe ich auch nicht Gefahr, mich dabei zu vertun. Tagsüber stehe ich am Zeichnungstisch, im Nähatelier oder ich bin mit meinen Kundinnen im Salon. Für das Erledigen meiner E-Mails oder administrativer Arbeiten fehlt mir dann die Zeit.

Am Wochenende geniesse ich das ausgedehnte Frühstück mit den Kindern und lese dann im Pyjama die Zeitung von vorne bis hinten durch.»

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?

«Eine strahlende Kundin, welche sich in einem «Bessenich» rundum wohl, attraktiv und getragen fühlt. Für mich gehört aber auch ein persönliches Weiterkommen dazu. Ich packe gerne neue Projekte an, recherchiere, probiere aus, lerne und setze um. Erfolgreich bin ich dann, wenn ich das, was ich mache, gerne mache, gut verkaufe und dabei auch noch etwas lerne.»

Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?

«Gerne gebe ich mein Know-how weiter. Viele handwerkliche Techniken und Fertigkeiten gehen aus rationellen Gründen langsam verloren. Diese zu erhalten, liegt mir sehr am Herzen. Das ist keine Frage von Bezahlung, sondern der Berufsehre!

Letztes Jahr war ich mit einem Team meines Rotary Clubs in Uganda und habe gemeinsam mit «ride 4 A Woman», ein Frauenprojekt in Bwindi, waschbare Damenbinden genäht. Das war eine grossartige Erfahrung, welche ich, sobald es Corona erlaubt, auch weiterführen möchte.»

Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?

«Traue Deiner Kreativität! Dieser Satz begleitet mich immer. Manchmal braucht es etwas Mut, aber es lohnt sich. Ich bin der Meinung, man ist dann erfolgreich, wenn man authentisch ist. Dieser Satz hilft mir dabei.»

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Bessenich für ihr Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde schriftlich geführt.

Redaktorin: Neslihan Steiner

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