
Wie kann ein Schweizer Familienunternehmen auch nach seinem 100-jährigen Bestehen in unterschiedlichen Branchen und Kontinenten als Synonym für Qualität und Spitzenleistung gelten? Das langjährige Know-how seiner Mitarbeitenden, eine Diversifikation der Produktpalette und richtungsweisende Technologien sind dafür ebenso verantwortlich, wie die Veränderungen der Strategien und Strukturen des Unternehmens kritisch zu hinterfragen.
Wie hat sich die Firmenkultur bis in die heutige Zeit gewandelt? Wie trägt das Zusammenspiel aller Abteilungen zum Unternehmenserfolg bei? Damit das bürokratische System eines Unternehmens den Wandel nicht behindert, sondern vorantreibt, müssen sich Unternehmen den Herausforderungen der Zukunft proaktiv stellen. Eigene Organisationsstrukturen, Kommunikationswege und Prozesse unter die Lupe nehmen, Silodenken überwinden und zusammenspannen. Gefragt sind «Brückenbauer», die konsequent die Kundenorientierung in den Mittelpunkt stellen und sich dabei auf Prozesse und Mitarbeiter konzentrieren. Wie unser Interviewpartner des Monats, der schon immer fasziniert war vom Brückenbauen.
Als Chief Operating Officer der Ferrum AG betreut er das internationale Produktions- und Montage-Netzwerk (Operations) des Technologieunternehmens mit Sitz in Schafisheim. Das Familienunternehmen mit 100-jähriger Tradition ist ein zuverlässiger Partner der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie der Chemie und Pharma. Mit ihren Dosenverschliessautomaten und Zentrifugen für Verfahrenstechnik ist das Schweizer Unternehmen mit weltweiter Präsenz ein Begriff für modernste Technologie, Qualität und Zuverlässigkeit. Zuletzt wurde das Portfolio der Separationstechnik um Dekanter ergänzt. Diese finden Verwendung in unterschiedlichsten Industrien, beispielsweise der kommunalen Abwassertechnik oder in der Herstellung von Olivenöl.
Die Technik von der Pike auf gelernt, arbeitete sich Thomas Trampenau vom Schraubstock über Konstruktion und Projektleitung bis hin zum Operations Management.
Mit dem «Lean Management» Ansatz fördert er unter anderem durch das Zusammenfügen der verschiedenen Kulturen der einzelnen Business Units die Produktivität, optimiert den Einkauf und die Supply Chain. Erfahren Sie im Interview mehr über unsere Person des Monats und seine beruflichen Gepflogenheiten.
Herr Trampenau, wenn Sie in jüngeren Jahren einen anderen Weg eingeschlagen hätten, was wäre aus Ihnen geworden?
«Häuser und Brücken zu bauen – letzteres auch im übertragenen Sinne – hat mich schon immer interessiert. Der ganze Prozess ist sehr abwechslungsreich: Ein kreativer Start mit der Planung und ein fertiges Endprodukt in Form eines Bauwerks. Doch mich für nur eine Rolle zu entscheiden, wäre schwierig gewesen. Eine Mischung aus Architekt, Bauingenieur, Projektleiter und Infrastrukturentwickler wäre sehr spannend gewesen. Aber mit meiner beruflichen Laufbahn und meinem aktuellen Job bin ich mehr als zufrieden. Ich habe es mit vielen interessanten Menschen und Technologien zu tun, kann meine Fähigkeiten entfalten und Ideen umsetzen. Kurzum: Ich kann mich bei meiner Arbeit selbst verwirklichen und das schätze ich sehr.»
Wofür würden Sie eine Woche gratis arbeiten?
«Ich würde mich für eine Hilfsorganisation einsetzen, die genau mein Know-how benötigt, z.B. Entwicklungshilfe leisten bei Infrastrukturdefiziten. Aufgrund mancher Indien-Reisen könnte ich mir ein Engagement in diesem Land gut vorstellen. Beeindruckt bin ich auch von der bilateralen Berufsbildungszusammenarbeit Schweiz-Indien. Diese Kooperation halte ich für ein fördernswertes Projekt.»
Was war der beste berufliche Rat, den Sie jemals bekommen haben?
«Da muss ich an zwei Ratschläge denken, die zum einen das Organisatorische betreffen und zum anderen das Zwischenmenschliche. „Arbeite nur an so vielen Themen gleichzeitig, wie du auch bewältigen kannst.“ Dies unterstreicht die Wichtigkeit des Priorisierens und ist ein guter Reminder, dass Multitasking ein Mythos ist. Für die zwischenmenschliche Kommunikation verfolge ich die Devise, zuerst die Ist-Situation zu verstehen und die Geschichte dahinter zu kennen, bevor ich Schlüsse ziehe. Bewusste Kommunikation erachte ich als eine sehr wichtige Fähigkeit, im Beruflichen wie auch im Privaten.»
Wie begegnen Sie Rückschlägen und wie gehen Sie mit Schwierigkeiten um?
«Zunächst versuche ich zu verstehen, was passiert und weshalb etwas schiefgelaufen ist. Anstatt gleich impulsartig «reinzuschiessen», lehne ich mich zurück und analysiere die Situation sachlich. Nicht sofort und hektisch handeln, sondern bewusst und – wenn sinnvoll – auch sehr entschlossen.»
Was ist Ihnen in Ihrer Arbeitsumgebung besonders wichtig und was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?
«Das wichtigste in meiner Arbeitsumgebung sind Menschen und nicht Dinge. Ich erwarte ein offenes und faires Miteinander und verhalte mich entsprechend, wenn ich mich in eine Organisation eindenke. Durch viele Gespräche mit unseren Mitarbeitenden kann ich deren Situation verstehen und sie wertschätzen. Es gibt viele wissensreiche Köpfe, die man verstehen und kennen lernen kann. Eine gewisse persönliche Kultur muss für mich sein, sonst geht es nicht.»
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Trampenau für sein Mitwirken an diesem Beitrag. Dieses Interview wurde telefonisch und schriftlich geführt.
Redaktorin: Neslihan Steiner
Batterman Consulting Basel AG
Executive Search,
Byfangweg 1a, CH-4051 Basel
T +41 58 680 55 55
basel@batterman.ch